Drei Eichen: Ein spannender Sommer

Während ich dies schreibe ist es Anfang August – die Erntezeit beginnt! Wenn Sie dies lesen, ist es schon Ende September oder Oktober, die Ernte-Dank-Feste werden vorbereitet und vielleicht gerade schon gefeiert! Natürlich sehen wir vor unserem geistigen Auge dabei Kürbisse und Kartoffeln, Kornähren, Tomaten, Äpfel und Weintrauben. Auch der anderen Ernte möchte ich danken und gedenken: dem Reichtum der Veranstaltungen und Begegnungen, der Eindrücke und Unterhaltungen in diesem Sommer in Drei Eichen, im Umweltzentrum mitten im Naturpark Märkische Schweiz. Ich lege daher dieses Mal lauter einzelne „Früchte“ in den großen Ernte-Kreis, zwischen uns, um den herum wir sitzen, während ich erzähle und Sie zuhören. Ja, ich erzähle von diesen Erlebnissen, Geschichten von innerem und äußerem Frieden, von Begegnungen mit der Natur, mit Menschen, Pflanzen und Tieren – und mit sich selbst.

Von Charlotte Bergmann

Bei der Gewässerpflege werden immer interessante Spuren entdeckt. © Drei Eichen

Beobachtungen am „Sitzplatz“ zwischen Wald und Garten... wie der Zaunkönig in die Schüssel hüpft, in der eine neulich ausgebuddelte Pflanze noch halb in Luft, halb in Wasser steht und immer noch auf einen neuen Platz im Kräuterbeet wartet... was für ein Glück, denn der kleine Wicht passt gut so da rein und kann gefahrlos und gut versteckt vom Wasser trinken! Daneben, in der großen Mörtelwannen-Regentonne, in der der Wasserstand schon ziemlich gesunken, aber von einem aufrecht drinstehenden Ziegelstein gerade noch durch Runterbeugen und Schnabel eintauchen erreichbar ist, labt sich, etwas aufgeregt, ein junger Buchfink am Nass und stillt seinen Durst. Immer und immer wieder hüpft er auf den Mörtelwannenrand, der ganz schön rutschig ist mit nassen Vogelfüßen, dann wieder runter auf den schmalen Grat des Ziegelsteins, trinkt, piepst, trinkt, piepst, wieder rauf auf den Rand, runter auf den Stein, und währenddessen versucht eine Sumpfmeise auch mal dranzukommen. Und dabei steht nur 20 cm weg die richtig große Regentonne, wo man in der Mulde des umgedrehten Deckels herrlich plantschen und trinken könnte. Ob ich ihnen das mal vormachen muss? Es ist schön, dass ich hier ganz stillsitzen und beobachten kann – allerdings frage ich mich auch, ob all die vielen und verschiedenen Vögel so mutig nahekommen, weil Hitze und Trockenheit den Durst und damit den Mut so groß machen? „Sitzplatz“ ist eine Übung in der Wildnispädagogik: Suche Dir einen Platz draußen, am besten in der Nähe wo Du wohnst, im Garten oder Park oder am Waldrand oder Bachufer oder so. Dort sitze so oft Du Zeit hast mindestens eine viertel Stunde – besser sogar länger. Je öfter und länger Du das machst, umso vertrauter werden Dir die Pflanzen und Tiere um Dich herum und umso sicherer fühlen sie sich, wenn Du einfach nur da bist. Sie verlieren ein wenig ihre Scheu, und Du kannst sie, je mehr Du zur Ruhe kommst, gut beobachten. Du wirst immer wieder neue und span- nende Entdeckungen machen!

Wir diskutieren und versuchen gemeinsam zu veranschaulichen, wie Hühner in der konventionellen Landwirtschaft leben – ohne draußen herumlaufen zu können. Selbst bei der Tierwohl-Zertifizierung leben 21 bis 39 Hühner zusammen auf einem Quadratmeter! Von diesem Thema kommen wir zu dem Futteranbau für die Tiere und zum Anbau von Getreide, Kartoffeln oder Gemüse für den Verkauf auf Wochenmärkten oder in Supermärkten. Wir reden über Bodenund Grundwasserschutz. Im Sommercamp bei Dirk Krechting auf dem Hof „Greentown“, kümmern sich die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen um die Tomaten im Hochbeet und können sogar schon ernten – für leckere Sommersalate und die Pizza, die sie im selbstgebauten Ofen zum Abschluss-Fest backen. Hier haben wir über Gerechtigkeit diskutiert bei der Verteilung von Lebensmitteln und bedanken uns bei der „Tafel-Akademie“, die wie schon im letzten Jahr die Camps mit Fördermitteln unterstützt und einen Besuch bei der Tafel in Strausberg ermöglicht hat.

 www.ateliergreentown.de

Gedanken über das Wohl der Tiere, Pflanzen & Menschen

„Warum gibt es eigentlich in Drei Eichen nur vegetarisches Essen?“ fragen die Kinder und Jugendlichen des Ev. Pfarrsprengels Eichwalde-Miersdorf-Schmöckwitz, die zu Ferienbeginn bei uns zu Gast sind. Wir kommen ins Gespräch miteinander: Heute gibt es nicht nur Gäste bei uns, die aus religiösen Gründen z.B. kein Schweinefleisch essen oder Gäste, die wegen bestimmter Unverträglichkeiten auf verschiedene Nahrungsmittel und Inhaltsstoffe verzichten müssen, sondern auch viele Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche, die kein Fleisch essen mögen. Manche möchten sogar auf alle Tierprodukte verzichten. Für unsere Köche ist es viel einfacher, deshalb für alle vegetarisches oder veganes Essen anzubieten und nicht ganz viele Töpfe mit verschiedenen Gerichten auf dem Herd haben zu müssen. Außer- dem gibt es so viel verschiedenes und leckeres Gemüse, das zu Eintöpfen, Aufläufen, Suppen oder Spaghetti-Soßen verarbeitet wird. Oder wer mag nicht gern im Sommer Pellkar- toffeln mit Quark? Eier kaufen wir zum Beispiel hier vor Ort von einem „Hühner-Mobil“, wo die Hühner tagsüber draußen herumlaufen können.

Erklärung Klotzbeute in Drei Eichen.

Einsatz im Fledermausgarten – was ist denn ein Fledermausgarten?

Na, das ist so: Von vielen Pflanzen schließen sich die Blüten nachts, wenn es dunkel ist und gehen erst am Morgen wieder auf. Einige Pflanzen blühen tagsüber und über Nacht, und mache blühen sogar erst auf, wenn es dunkel wird und verbreiten ihren Duft in der Nacht. Zum Beispiel die Nachtkerze – die heißt deshalb sogar so! Und wenn nachts die Blüten mit ihrem Duft die nächtlichen Insekten, zum Beispiel Nachtschwärmer, Schmetterlinge, anlocken, dann finden die Fledermäuse, die ja auch nachtaktiv sind, dort auf den Blüten diese Insekten-Leckereien zum Fressen. Die Fledermäuse, die hier beuns leben, fressen gerne Insekten. Sie schnappen sich im Flug über die Wasserflächen der Seen oder zwischen den Häusern und über Lichtungen auch die Mücken aus der Luft. Manche tropische Fledermaus-Art trinkt auch direkt den Nektar aus den Blüten oder frisst saftige Früchte, lebt also vegetarisch. Solch ein Fledermausgarten also, mit diesen Pflanzen, soll am Fledermausmuseum in Julianenhof neu entstehen – mit verschiedenen Beeten und einem kleinen Teich. Und wir haben an zwei Ehrenamts-Einsätzen im Juni mitgeholfen, die Beete vorzubereiten und die Mulde für den Teich auszuheben! An der Scheunenwand daneben ranken Efeu und Wein, und es hän gen dort lauter verschiedene Fledermausnistkästen. Wir haben die Idee, solche auch zu bauen und bei uns aufzuhängen! Die meisten Fledermäuse am Museum leben aber nicht in Nistkästen, sondern im Dachstuhl des großen alten Gebäudes. Dort bringen sie ihre Jungen zur Welt, die jetzt im Sommer zum ersten Mal ausfliegen – ein beeindruckendes Erlebnis. Im Gebäude gibt es eine Webcam, damit man die Tiere sehen kann, ohne sie zu stören!

www.fledermausmuseum-julianenhof.de/

Verbindung zur Natur oder Schöpfung bewahren

Zwei Formulierungen – eine Haltung, die mit den Worten ausgedrückt wird: eine Haltung, die von Respekt und Toleranz zeugt, dem Anderen, dem Unbekannt-Bestaunenswerten, dem unglaublich komplexen Wunder der Natur gegenüber. Diese Haltung oder innere Einstellung und Motivation ist es, die wir wecken und fördern wollen, über die wir uns freuen, wenn sie von unseren Gästen ganz bewusst geteilt wird. Diese Haltung macht die gemeinsame Arbeit und das Zusammensein im Alltag so motivierend und beflügelnd! Ich beobachte die Jugendlichen des Jugend-Scout-Camps ebenso wie die Kinder der Kirchenkreise und -gemeinden, Begleiterinnen und Teamer der Gruppen, ebenso wie die Teilnehmer der Wildnispädagogik-Lehrgänge oder die Familien, die zum Entdecken und Verarbeiten der Pflanzenschätze zu den Aktionstagen kommen. Ich freue mich über die Frauen, die Lust auf Kreistänze für den Frieden haben oder die Menschen, die zur Klangmeditation kommen. Ich genieße die konzentriert-eifrige Schaffens-Stille im Mal-Ort und in der Töpferei an den Tagen der offenen Werkstätten. Ich lausche den (Kommunikations-)Übungen im Friedenstiften, wenn Berit den Kindern das spielerische Üben mit dem Friedensstock mit den bunten Bildern erklärt, die daran erinnern helfen, dass wir manche Worte anders hören und fühlen, als sie gemeint waren und dass es sich lohnt, nachzufragen. Dass es wichtig ist, gut zuzuhören und auf die eigenen Worte und Wünsche zu achten. Ich bin sehr zufrieden, dass es diesen Ort gibt, an dem wir alle lernen und üben vielseitig, aufgeweckt-neugierig, hilfsbereit und rücksichtsvoll, lebendig und willensstark, miteinander und auch individuell, mutig, den eigenen Weg zu gehen, im Kreis zu sagen, was wichtig ist, für sich und etwas einzustehen.

Sitzplatz

Meine neueste Beobachtung heute: Kleine grünbraune Vögelchen fallen "wie tot" vom ganz niedrig über dem Boden hängenden Ast eines kleinen Bäumchens ca. 20 cm herab auf die Erde und breiten sich da bäuchlings aus, die Flügel weit aufgespannt. Sie atmen zwar sichtbar, und wenn ich erschrocken gucken komme, sind sie schwupps wieder im Bäumchengeäst verschwunden! Trotzdem kann ich kaum glauben, was ich sehe. Und schwupps, wiederholen sie dieses "Sonnenbade-Spiel", und immer wieder liegen sie wie tot ausgebreitet auf dem Bauch auf dem Boden! Was für ein ungewöhnliches Schauspiel! Sie sind so klein und unscheinbar gefärbt, ich entdecke kein „Erkennungszeichen“, um im Bestimmungsbuch herauszubekommen, wer sich da in die Sonne legt. Aber im Internet finde ich Fotos vom Sonnenbaden der Vö- gel und begreife, dass da draußen von mir und uns meist unbeobachtet so viel passiert, was wir gar nicht ahnen! Ich bewundere, wie die jungen Vögel das alles wissen oder lernen, wie sie auf diese Weise ihr Gefieder pflegen, wie sie draußen bei Wind und Wetter, Sonnenschein und Regen leben.

Sitzplatz – aus sicherer Entfernung

Manchmal habe ich mein Fernglas dabei, dann kann ich Kleinigkeiten aus sicherer Entfernung beobachten! Einmal macht mich die starke Bewegung in den wilden Himbeeren aufmerksam, und ich entdecke schließlich ein Eichhörnchen, wie es die tiefhängenden Zweige zu sich zieht und mit dem Mund die saftigen Beeren abknabbert! Während es sich reckt und streckt, ist das leuchtend weiße Fell am Bauch sichtbar – was für ein schönes und geschicktes Tier! Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie ein rötlicher Vogel in den Baum fliegt. Langsam wende ich meinen Fernglasblick hinterher: Siehe da, ein Buchfink sitzt im Geäst und pickt hier und da aus dem Laub ein fettes Etwas heraus – wohl Raupen, denke ich und staune. Ich habe mir bisher nie vorgestellt, wie viel Futter da draußen überall lebt und kriecht, über den Boden huscht und durch die Bäume krabbelt. Viele sind ganz lautlos. Manche lassen sich hören – ich liebe den abendlichen Amselgesang oder die kräftigen Lieder von Buchfinken oder dem kleinen Zaunkönig.

Jugendworkcamps & Naturschutzeinsätze

Regelmäßig organisiert Josi für uns Einsätze im Naturpark, um Lebensräume zu erhalten für gewöhnliche, aber auch für seltene Tier- und Pflanzenarten. Damit sie sich wohlfühlen, Schutz und Nahrung finden, sich vermehren können, die Vielfalt im Ökosystem bereichern und unser Herz erfreuen, wenn wir sie entdecken, ken- nenlernen und wiedersehen. Zum Bei- spiel beim nächsten „Sitzplatz“. Bei diesen Einsätzen geht es zum Mähen von Feuchtwiesen oder Entbuschen von Trockenrasen, Freilegen der Sanddünen oder Rausräumen von aufgestautem Treibholz aus dem kleinen Fließgewässer, damit sich das momentan so dringend benötigte Wasser wieder besser und schneller in der Landschaft verteilen kann. Neulich haben dabei begeistert die Jugendlichen der Kirchengemeinde geholfen – viele Hände schaffen viel, und es ist so ein schönes Gefühl, nach getaner Arbeit das Ergebnis zu sehen und im Körper zu fühlen! Zweimal im Jahr laden wir dafür auch Freiwillige aus aller Welt ein, die je- weils drei Wochen lang in Drei Eichen wohnen und mit anpacken. Dieses Jahr dreht sich alles um die wildlebenden Honigbienen und deren Schutz. Damit knüpfen wir über den Naturschutz hinaus an eine alte Handwerkstradition an: die Zeidlerei. Kulturschutz ist genauso wichtig, zeigt, dass Mensch und Natur zusammengehören und nur gemeinsam gut (über-)leben können. Das multikulturelle Miteinander fördert Verständnis, Toleranz und Sprachkenntnisse. Das Zusammenkommen mit verschiedenen Fachleuten ermöglicht den Jugendlichen, sich auszuprobieren, handwerkliche Techniken kennen zu lernen und zu üben und einfach auch, mal ganz ungewohnte körperliche Ar- beiten zu verrichten. Immer dabei sind kleine Erfrischungen, Spaß & gute Laune – machen Sie doch ein- fach mal mit!

Termine & Anmeldung: www.artenreich-maerkischeschweiz.d

Nicht zuletzt: großer Dank den vielen verschiedenen Förderern

Ohne die finanzielle, materielle und organisatorische Unterstützung wäre es gar nicht möglich, so viele Ange- bote, die sich an Zielgruppen „von 5- 99 und aus aller Welt“ richten, auf die Beine zu stellen. Deshalb senden wir ein ganz großes Dankeschön an all die vielen verschiedenen Förderer, die wir mit ihren Logos auch auf unserer Webseite sichtbar machen. Dan- ke, dass Sie und ihr in diesen Zeiten Frieden und Freude, leuchtende Kinderaugen und tief empfundene Rüh- rung und Dankbarkeit für das Leben- dige ermöglicht!

https://dreichen.de/1000-dank-fuer- tolle-foerderungen

Ein Dank an alle, die dabei waren, sind und sein werden!

Wir können leichter planen und die vielen Mitwirkenden und die von ihnen benötigten Materialien organisieren, wenn Teilnehmer sich anmel- den unter anmeldung@dreichen.de. Natürlich heißen wir auch spontane Menschen herzlich willkommen, allerdings sagen wir hin und wieder mangels Anmeldungen auch mal et- was ab – seid dann flexibel und macht eine schöne Wanderung, sitzt im Waldcafé unter den drei Eichen oder stakt mit dem Floß über unse- ren kleinen Liebichpfuhl. Vielleicht lassen sich ja Biber oder Eisvogel blicken.